Brainflicks — der Podcast über Psychologie im Film.

BF023: Akrophobie meets Misogynie // Vertigo

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Geschaute Filme: Promising Young Woman, The Father, Pieces of a Woman, Nomadland, Soul, Collective

Christiane im Cuts Oscar-Special findet ihr hier.


In Folge 23 geht es um "Vertigo" von Alfred Hitchcock. Wo ihr den Film sehen könnt, erfahrt ihr hier.

In diesem Klassiker lernen wir John "Scottie" Ferguson kennen, der durch einen beruflichen Zwischenfall eine Akrophobie (Höhenangst) entwickelt. Kurze Zeit später wird er von einem alten Freund beauftragt, dessen Ehefrau Madeleine zu beschatten, was John zögernd annimmt, wo er doch aufgrund seiner Phobie seinen Job als Detektiv nicht mehr ausführen kann. In dem wendungsreichen Thriller erfahren wir nicht nur, welches Geheimnis Madeleine umgibt, sondern auch viel über den Frauenhass des Protagonisten sowie seines Freundes. Und irgendwie spielt Höhenangst auch eine Rolle.

Zwar ziemlich randständig, aber das reicht uns, um einen genaueren Blick auf die Spezifische Phobie zu werfen. Dabei gehen wir auch kurz auf die Besonderheiten der Blut- und Spritzenphobie ein.

Der vorgestellte Fragebogen ist von Ibrahim Arpaci et al. (2020) und stammt aus dem Artikel "The development and initial tests for the psychometric properties of the COVID-19 Phobia Scale (C19P-S)". Diesen findet ihr hier.

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Kommentare

by Gunnar on
Sehr interessante Besprechung, vor allem da ihr hier ja auf die psychologischen Hintergründe eingeht. Was mich jedoch etwas irritiert ist, dass von euch auf Judy kaum eingegangen wird. Ja, der Charakter von Jimmy Steward ist hier extrem übergriffig, volle Zustimmung für eure Analyse. Das passt übrigens auch recht gut zum angesprochenen Noir-Vergleich. Ich finde das auch dahingehend interessant, weil das von Steward doch recht eindeutig dargestellt wird und er somit gegen sein eigenes Image anspielt. Das war übrigens auch ein Grund, warum der Film beim damaligen Publikum nicht so gut ankam. Was ich etwas schwierig finde, ist eure bemerkenswerte Zurückhaltung beim Charakter von Judy. Sie ist ja keineswegs ein dramatisches Opfer toxischer Männlichkeit. 1. Judy lässt das Verhalten von Scotty nicht nur zu, sie belohnt es. In der ersten Hälfte gehört das noch zum Plan. In der zweiten Hälfte ist das Verhalten aber eben nicht mehr damit zu erklären und wird hier mit ihrer "Liebe“ zu Scotty relativiert. Sie belohnt also Scottys pathologisches Verhalten weiterhin, wenn auch unter Protest, was ihn jedoch eher bestätigt. Ihre Beweggründe werden von Euch hier aber leider nicht hinterfragt. Sie erscheint hier zwar als passiver Spielball, das steht aber im Widerspruch zu: 2. Judy verbündet sich mit dem Mörder und hilft diesem bei der Durchführung der Tat. Sie ist vollständig in den Plan eingeweiht, ihr Interesse scheint dabei materieller Natur zu sein. Sie nimmt also nicht nur den Tod einer anderen Person für ihre materielle Sicherheit in Kauf, nein, sie beteiligt sich aktiv am Verbrechen. Sie hat zunächst auch keine Skrupel Scotty als vermeintlichen Zeugen eines "Suizids" zu involvieren. Judy ist in diesen Punkten, eine völlig berechnende, asoziale Person, die buchstäblich über Leichen geht. Zu Akrophobie und Misogynie seitens Scotty treten hier also noch weitere schwerwiegende Störungen zu Tage u.a. wohl auch ein PTBS bei Scotty und Judy(?). Btw. In der Verhandlung wird Scottys Verhalten keineswegs entschuldigt. Er kann zwar juristisch nicht belangt werden aber gerade die Tatsache, dass er sich vom Ort entfernt hat, wird ihm moralisch sehr wohl zur Last gelegt. Das wird recht eindringlich ausformuliert. Das der vermeintliche Suizid dann recht schnell als solcher abgehandelt wird, ist natürlich bemerkenswert. Hier bin ich mir nicht sicher, ob das tatsächlich dem Denken der Zeit oder dem Drehbuch geschuldet ist. Dennoch vielen Dank für eure tolle Analyse. Werde mir diesen Podcast auf jeden Fall mal vormerken.
by m on
25 Punkte beim Test. Ich habe ein gewisses Grundwissen bezüglich Infektionskrankheiten, daher habe/hatte ich nicht so sehr Angst. Ich bin halt eher vorsichtig(an sich) und halte mich an die Regeln, weil es vernünftig und sinnvoll ist.
by Lydia on
Aber natürlich habt ihr einen dicken Kommi und ganz viel Lob verdient! Ich bin übrigens seit eurem Gastspiel bei Enough Talk! zu NIGHTCRAWLER zur treuen Brainflicks-Hörerin geworden, zuerst weil ich den wissenschaftlich psychologischen Ansatz sehr interessant finde und auch weil ihr eine gute Ausgewogenheit zwischen leidenschaftlich und hart kritisch haltet. Und ich will mal nicht verschweigen, dass ihr super sympathisch seid. Weiter so! VERTIGO habe ich vor einigen Jahren mal gesehen und genau wegen dieser Dynamik zwischen den Geschlechtern hart abgestraft. Habe mich zugegeben nicht weiter mit ihm beschäftigt. Jetzt habt ihr ja sehr gut aufgezeigt, dass das zur Intention des Films gehört. Fühle mich schon fast schlecht, dass ich ihn so verschmäht habe. Werde ich bei Gelegenheit mal gut machen müssen. Aufschlussreich auch der Teil mit den Phobien. Jetzt kann ich meinem Kollegen gleich morgen aufklären, warum er beim Spritzen immer ohnmächtig wird. Ich habe zum Glück keine, wobei man mir schon unterstellt hat, ich hätte eine Knopfphobie. Finde sie aber einfach nur eklig ^^ Ein Hoch auf den Reißverschluss. Was den Covid19-Phobietest angeht: Den finde ich ebenfalls nicht repräsentativ. Die Fragen sind sehr ungenau gestellt. Wie ihr ja auch sagtet, die physischen Symptome müssen ja nichts mit der Phobie zu tun haben. Auch die subjektive Einschätzung von begründeter oder krankhafter Angst ist problematisch. Ich glaube, da entstehen im Ergebnis zu viele nicht kausale Korrelationen.

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